Die Europäisierung des Islam

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Ich traue keiner Statistik. Ich traue keiner europäischen Statistik über Muslime. Ich traue generell keiner nicht-muslimischen Stimme oder Feder, die sich zum Islam oder gegenüber Muslimen äußert. Ich habe in meinem ganzen Leben zwei Buchtipps bekommen, bezüglich Nichtmuslimen, die sich zum Islam äußern. „Islamische Geschichte“, keine Glaubensaspekte, keine Ideologieanalyse -nur Geschichte. Zwei Bücher – Geschichte; ich finde dabei sollte man es auch belassen. Bescheidenheit ist eine schöne Eigenschaft und vielleicht würde es uns allen helfen, öfter mal Wörter für uns zu behalten.

Laut der Abbildung leben 4.76 Millionen Muslime in Deutschland. Es ist absolut 100% unmöglich, dies festzustellen. Bekannterweise genießen Moscheegemeinden in Deutschland nicht den Status einer „Körperschaft“. Bei einer Volkszählung, wird keiner an der Tür klopfen, wenn bei „Religionszugehörigkeit“ nichts steht. Wenn da „Islam“ steht, wird auch keiner an der Tür klopfen und nach dem individuellen Verständnis des Islam oder der persönlichen Definition fragen. Jeder der sich in diesem Land als „Muslim“ bezeichnet, ist einer -ohne das dies hinterfragt wird. Aber woher kommt diese Herangehensweise?

Eine andere Frage, wird uns zur Antwort führen: Europa ist überwiegend christlich geprägt -noch. (Keine Sorge, ich hab nicht an den Islam gedacht. Der Kapitalismus läuft uns hier allen den Rang ab, mit den Läden und Onlineshops als Tempel und Kultstätte. Der Gier, der Konsumgeilheit und der Habsucht als Götzendienst und Karriereeifer als ständiges Gebet an den Geldgott.) Also noch sind die Christen in der offiziellen Mehrzahl und wie wird man Christ? Naja… in der Regel gar nicht. Man ist es einfach. Es steht einfach auf irgendwelchen Papieren, in irgendwelchen Karteien, Datensätzen, Briefverteilern. Der durchschnittliche europäische Christ wurde getauft, ging zur Kommunion, ging vielleicht noch, aber schon seltener, zur Konfirmation, manchmal Firmung, ging ab und zu Sonntags zur Kirche, geht vielleicht zu Weihnachten in die Kirche, weiß was Ostern und Weihnachten gefeiert wird und hat ab und zu ein Kreuz um den Hals oder an der Wand oder beides. Er wird nicht danach gefragt, welcher Glaubenslehre er folgt, wie und ob er fastet und wie oft er in die Kirche geht. Und er ist Christ, weil es so ist.

Der Mensch ist einfach gestrickt. Wir Menschen neigen dazu, unsere eigene Denkweise, als Maßstab zu nehmen. Wir stülpen unserem menschlichen Gegenüber ein Schema über, so wie wir es auf den ersten Blick am einfachsten verstehen können. Doch so einfach ist das Leben leider nicht. Noch weniger einfach ist der Islam. Für Europäer mit christlichem Hintergrund, die keinen Sinn für Kreationismus haben und nicht das unmittelbare Ziel verfolgen, jede unbekannte Lebenseinstellung verstehen zu wollen mit dem naheliegendem Ergebnis, dass Miteinander für alle einfacher zu gestalten, ist der Islam sogar sehr kompliziert. So kompliziert, dass er Angst macht. Also bedienen sie sich unüberlegt aller bisher kennengelernten vermutlich vergleichbaren Konzepte, um eine verständliche Einfachheit zu erzwingen. Bisher war dies das Christentum, weil es die eigene und vertrauteste Religion ist. Doch der Islam ist leider keine „Religion“ nach dem hiesigen Verständnis. Jetzt lernen die Europäer langsam, dass der Islam politisch ist und eher als Ideologie bezeichnet werden muss und haben wieder Angst, denn das Schema der Religion passt plötzlich nicht mehr. Das der Islam nicht so kompliziert ist, wie er durch diese Prozedur geworden ist, scheint kaum zu interessieren. Die gute Nachricht ist, dass er nicht komplizierter wird, nur weil es so viele Menschen gibt, die ihn  nicht verstehen. Die schlechte Nachricht ist: Menschen mit christlichem Hintergrund, die keinen Sinn für Kreationismus haben und nicht das unmittelbare Ziel verfolgen, jede unbekannte Lebenseinstellung verstehen zu wollen, werden den Islam nie verstehen, egal wie einfach man ihn erklärt.

 Um jeglichen Zweifel aus dem Weg zu räumen und vor allem nicht das Thema aus den Augen zu verlieren: Es gibt keine Gemeindezugehörigkeit im Islam, es fragt keiner ein fremdes Gesicht in der Moschee, wer er ist oder woher er kommt (auch wenn dies intern eine andere große Baustelle ist), es wird niemand als Muslim registriert und es gibt keine Auskunftspflicht, warum man aus der Kirche austritt, sollte man sich für den Islam entscheiden. Ohne weiter ins Detail zu gehen, habe ich schon in einem anderen Artikel dargestellt, wie der Islam zu den in Deutschland „4,72 Millionen Muslimen“ steht und heute werde ich erklären, warum diesen Muslimen auch noch eine „Europäisierung“ droht.

Einen Grund habe ich schon indirekt benannt: die Muslime haben es sich zu eigen gemacht, die Muslime zu definieren, wie es die Europäer tun: Derjenige der sich als Muslim bezeichnet, wird als Muslim akzeptiert. Diese Haltung findet für Außenstehende in dem Moment ihren Höhepunkt, wenn ein verlogener in den Islam Geborene mit Vorfahren aus den Balkangebieten, Anatolien oder der arabischen Halbinsel, der der Kriminalität zugeneigt ist und absolut kein Interesse an alltäglicher islamischer Praxis verspürt, sich aber aus kultureller Gewohnheit als „Muslim“ bezeichnet, eben auch als solches bestätigt wird, weil es sich um ein Familienmitglied oder einen Bekannten handelt. Der Muslim, der sich parallel dazu dafür entscheidet für den Islam zu kämpfen und sein Leben nach seinem Verständnis des Islam auszurichten, fünf Mal am Tag betet und in den hiesigen Medien als „Terrorist“ bezeichnet werden würde, weil er einem „Schema“ entspricht, strikt verleugnet wird, weil es augenblicklich das Leben leichter zu machen scheint.

Der Islam wird unter den Muslimen mehr und mehr zur „Privatsache“. Im Islam ist der Muslim aber nicht „privat Muslim“. Auch wenn die weltweite muslimische Gemeinde eine Katastrophe darstellt, so gilt immer noch die Priorität sich gegenseitig zu erinnern und zu ermahnen, worum es im Islam geht. Sich zu unterstützen, wenn die Praxis schwer fällt. Nicht umsonst ist die Belohnung des Gebets in der Gemeinschaft um ein vielfaches höher als allein.

An-Nu’man ibn Baschir (r) berichtet, dass der Gesandte Allahs (s) sagte: „Das Gleichnis der Gläubigen in ihrer gegenseitigen Freundschaft und Barmherzigkeit sowie ihrem Mitgefühl füreinander ist wie der Körper eines Menschen: Wenn ein Glied leidet, so leidet der ganze Körper an Schlaflosigkeit und Fieber.“ (Al-Bukhari und Muslim)

Immer öfter definieren Muslime die Glaubensprinzipien für sich. So wie es dem persönlichen „Moralempfinden“ entspricht und der eigenen Haltung und dem eigenen Islamverständnis. Es werden keine Gelehrte hinzugezogen oder deren Meinung gesucht, sondern jeder wird plötzlich selbst zum Gelehrten. Im Christentum gibt es keine „Gelehrten“ die von einem definierbaren Teil der Gemeinde gleichermaßen akzeptiert und respektiert werden, im Islam schon, doch keiner sucht nach ihnen.

Den muslimischen Frauen werden die Kopftücher mehr und mehr zur Last. Es werden Ausreden und islamische Rechtfertigungen so lange herbei gesucht, bis sie gefunden sind um das Kopftuch nicht tragen zu müssen. Sogar Nichtmuslime bleiben von dieser Krankheit nicht verschont und es gibt genug Antislamisten und selbsternannte Islamexperten, die plötzlich davon sprechen, dass es keine Kopftuchpflicht im Islam gäbe. Die christlichen Frauen haben selbst in der Kirche, dass Kopftuch lange abgelegt, die muslimischen Frauen arbeiten zu häufig daran. Europäer unterstützen diese Entwicklung häufiger durch öffentliche Pöbeleien und böse Blicke auf den Straßen, als dagegen zu arbeiten. Welches Interesse sollten sie auch haben, dass Muslime sich gerne als Muslime identifizieren.

Geburtstage und das Neujahr werden immer häufiger unter Muslimen auf europäische Art gefeiert. Zwei Feiertage die im Islam keine Grundlage haben und in der Form ganz klar verboten sind. Selbst der Geburtstag des Propheten Muhammad (saws) wird heutzutage gefeiert, so wie die Christen die Geburt Jesu feiern.

Europäische staatliche Institutionen versuchen durch die Ausbildung von staatlich anerkannten Lehrkörpern und islamischen Religionsunterricht in die islamische Erziehung und Glaubenslehre einzugreifen und selbsternannte Muslime treten in Gesprächsrunden und Dokumentationsformaten im Fernsehen und allgemein in der Öffentlichkeit auf, um den Islam neu und europäisch zu definieren.

Dies sind nur ein paar offensichtliche Beispiele für jeden nachvollziehbar. Der Islam wird diese Entwicklung überleben, also gibt es keinen Grund zur Sorge. Einzig und allein die Versuchungen und Prüfungen für die Muslime häufen sich dadurch und werden schwieriger.

Göttliche Auslese = Das Überleben der Stärksten.

Viel Erfolg!

 

2 Gedanken zu “Die Europäisierung des Islam

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